myMojitoMagazin Tiki-Cocktails: Kitsch oder Kult?

Tiki-Cocktails: Kitsch oder Kult?

Tiki Cocktails
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Cocktails trinken und von der Karibik träumen – der Tiki Kult lebt von dieser Sehnsucht. Bist du auch ein Freund leckerer Rum-Cocktails und magst das karibische Flair? In diesem Beitrag geht es die sogenannten Tiki-Cocktails und den Kult, der dahinter steckt.

Der Begriff “Tiki” beschreibt einen ganzen Lifestyle. Dabei spielen Begriffe wie Südsee, Polynesien, Maori, Totem, Tiki Mug und vor allem Tiki selbst eine Rolle. Im Folgenden erfährst du viele interessante Details rund um dieses Thema. Mix Dir einen Cocktail und lies unbedingt weiter!

Was sind Tiki-Drinks?

Grundsätzlich sind alle Tiki-Cocktails exotisch-tropisch angehaucht (Hawai, Karibik, Südpazifik). Es sind Mixgetränke, die neben Rum und Zucker Fruchtsäfte, Gewürzlikör und Zitrusfrüchte enthalten. Die Basiszutaten sind in der Regel Rum, Limettensaft und Zucker. Dazu kommt oftmals ein aromatischer Sirup (z. B. Zimtsirup, Orgeat oder Falernum).

Die 3 bekanntesten Tiki-Cocktails

  • Erster Tiki war der Navy Grog, eine Mischung aus Rum, heißem Wasser, Limettensaft und Zucker. Dieser wurde lange Zeit in den Bars von Ernest Gantt, bekannt als “Donn the Beachcomber” gemixt. Das Don the Beachcomber Rezept war angelehnt an ein ursprünglich aus Rum und Wasser gemischtes Getränk, welches der britische Vizeadmiral Edward Vernon im Jahr 1740 in die Royal Navy einführte. Es bescherte dem späteren Navy Grog (der auch in einer eigenen Variante von Victor Bergeron, bekannt als “Trader Vic” gemixt wurde) seinen Namen. – Zugegeben, klingen die Zutaten noch sehr wenig nach polynesischem Flair. Doch alle Grundzutaten heutiger Tiki-Drinks sind mit dabei. Zu der sogenannten Holy Trinity (Heilige Dreifaltigkeit), den drei bekanntesten Tiki-Cocktails, gehören neben dem Navy Grog noch die Drinks Mai Tai und Zombie.
  • Der weltbekannte und deutlich beliebtere Mai Tai wurde ebenfalls von Victor Bergeron erfunden. Er besteht aus Rum, Curacao, Limettensaft und Orgeat. Dies ist ein Mandelsirup, eventuell mit Orangenblütensaft oder Rosenwasser verfeinert.
  • Der nicht weniger bekannte Cocktail Zombie geht auf ein Originalrezept von Bergerons Kontrahenten Donn Beach zurück. Der beliebte Tiki-Cocktail enthält mehrere Rumsorten und Falernum, sowie Limettensaft, Grenadine, “Donn’s Mix” (Grapefruitsaft mit Zimtsirup), Angostura Bitter und Pernod. Der sichtlich hohe Alkoholanteil brachte dem Drink den Namen Zombie ein.

Die Ursprünge der Tiki Kultur

Der Begriff Tiki kommt aus Neuseeland und Polynesien und bezeichnet Holzschnitzereien und Arbeiten in Stein, die menschenähnliche Figuren zeigen. Meist stellen sie irgendwelche Urahnen oder polynesische Götter und andere wichtige Figuren der polynesischen Kultur dar. Speziell die Mythologie des polynesischen Volksstammes Maori, inzwischen in Neuseeland angesiedelt, gilt als Ursprung des Tiki Styles. So nannte sich in deren religiöser Mythologie der erste Mensch Tiki (statt bei uns Adam). Es entstanden z. B. diverse Trinkgefäße wie die Trinkbecher Tiki Mugs, die verziert waren mit verzerrten Gesichtern und Masken von Geistern. In den USA erlangten die Becher erst in den 1950-er Jahren mehr Bedeutung.
Diese Kultur verbreitete sich um 1930 in der Welt, vor allem in den USA, rasch und wurde sehr populär. Als nach dem Zweiten Weltkrieg viele Soldaten aus dem Südpazifik zurückkamen, erreichte die Tiki Kultur ihren Höhepunkt.

1933, nach Aufheben der Prohibition in den USA, begann der Siegeszug des Tiki-Trends und der Rum Drinks. Ernest Raimond Beaumont, auch Donn Beach genannt, eröffnete in Hollywood ein Bar-Cafe am McCaddenPlace 1722 und nannte es “Don Beachcomber”. Mit seiner Freundin Sunny Sund zog er drei Jahre später an den größeren Standort am McCadden Place 1727, gegenüber dem alten Ort. Dort entstand die erste Tiki Bar mit Restaurant, sie hatte den Namen “Don the Beachcomber”. Inspiriert von früheren Reisen im Südpazifik und der Karibik stattete Donn diesen neuen Ort mit exotischem polynesischem Flair aus. Fischernetze und Cocktailschirme waren überall zu sehen. Schließlich wurde Donn im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Als er zurückkehrte, hatte Sunny das Unternehmen auf 16 Standorte in den USA ausgebaut. Nachdem Donn und Sunny’s Trennung, hatte Sunny die volle Kontrolle über das Geschäft. Donn ging nach Hawai, das damals noch kein US-Bundesstaat war und eröffnete in Waikiki ein Lokal. Er nannte es ebenfalls “Don the Beachcomber”. Auch dieses Unternehmen führte Donn zum vollen Erfolg.

Der Tiki Kult in verschiedenen Bereichen

Rund um die Tiki-Kultur und den Tiki-Style spielen einige Namen eine Rolle. Neben Donn Beach, der als Gründervater der Tiki Bars und Erfinder des Zomie gilt, ist z. B. Trader Vic zu nennen. Der richtige Name ist Victor Jules Bergeron. Er soll, wie auch Donn Beach, Erfinder des Cocktails “Mai Tai” sein. 1934 gründete er das Restaurant “Trader Vic’s” in Oakland, Kalifornien mit Tiki Style.
Zwischen den 1960-er und 1980-er Jahren flaute der Tiki-Trend ziemlich ab. Danach kam es stetig zu einem wieder auflebendem Trend der Tiki-Bar Richtung im Hawai Flair.

Martin und Rebecca Cate z. B. eröffneten 2009 in San Francisco ihre Bar “Smuggler’s Cove”. Diese Bar wurde schon zur besten Bar Amerikas gekürt und mehrfach weltweit zu einer der 50 besten Bars. Die beiden Besitzer sind als Experten für Rum und diverse exotische Cocktails auch Autoren eines entsprechenden Buches zum Tiki Kult.

Auch Jeff Berry, genannt “Beachbum Berry”, mit dem Spitznamen “Indiana Jones of Tiki drinks” ist Autor mehrerer Bücher über Tiki-Drinks. Ein Beispiel ist das Buch “Beachbum Berry’s Sippin’ Safari”*. Außerdem ist Jeff Berry Experte für charakteristische Tiki-Mugs mit Totenmasken. Er prägte den Tiki-Trend der “Neuzeit” mit!
Bekannte Tiki-Getränke sind neben den oben genannten auch der Bahama Mama, der Hurricane und der Scorpion. Alle drei zeichnen sich durch hohen Rum-Anteil sowie Frische und Fruchtigkeit aus.

Heute sehen Bartender, wie z. B. Thomas Stingl, der Besitzer der Bar “Die Blume von Hawai”, Nürnberg, alles positiv. Die Richtung Hawai-Karibik bleibt (in Deko und Gesamtkonzept, etwas dezenter) erhalten. Doch eine Grundtendenz ist klar erkennbar: Hohe Qualität ist wichtig, nicht nur bei den Rumsorten. So gehören bei Stingl frisch gepresste Säfte und hausgemachte Sirups zum Konzept. (Quelle: Tiki-Mania: Aufleben der Tiki-Kultur in Bars – Falstaff)

Fazit: Ein klein wenig Südseefeeling kommt heute wieder ziemlich gut an. Und auch der kitschig anmutende Tiki-Style kann durchaus begeistern, sofern es nicht ramschig wird. Entscheidend bei den Tiki-Cocktails ist insbesondere die Qualität der Zutaten. Mit billigem Partyfusel darf es jedenfalls nichts zu tun haben, denn kulinarisch liegen die Ansprüche heute auf hohem Niveau.

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Veröffentlicht am von myMojito in Magazin